Die ersten Praxis-Prüfungen wurden im Jänner abgehalten und wir wollen unsere Erfahrungen mit euch teilen! So seid Ihr dann optimal vorbereitet. PKP-Vorstandsmitglied Sandra war dabei und hat – bestanden! Hier ihre Infos:
Wie genau die Prüfung ablaufen würde, wussten wir im Vorfeld alle nicht. Was bekannt war: Prüfungsinhalt sind die beiden Fallstudien, in der Kommission sitzen drei Personen und die Prüfung dauert 60 Minuten- inklusive Beratung. So weit so gut, aber irgendwie nicht viel Info. Wie genau die Fallstudien geprüft werden, war für mich bis zur Prüfung offen. Und wer die Menschen in der Kommission sind erfuhr ich zwei Woche davor.
Ein Monat vor der Prüfung hat mir mein Ausbildungsinstitut mitgeteilt, dass ich eine Power Point für die Prüfung vorbereiten muss. 10-15 Minuten Präsentation – Panik. Mein erster Gedanke: Hilfe, ich muss doch kein Referat halten, bei dem ich vorne stehe und alle um mich herumsitzen und mir zuhören! Auf Nachfrage erfuhr ich: Doch es ist ein Vortrag, aber man darf dabei vor seinem Laptop sitzen - ok, danke. Im Schlusssatz wurde noch angemerkt „aber Sie müssen sich trotzdem sehr gründlich auf die Prüfung vorbereiten – sie wird schon herausfordernd sein“.
Dann die Frage: Wie am besten lernen? Erklärungsmodelle und ICD-10 Kriterien auswendig können? Power Point und Lernen neben Vollzeit-Tätigkeit? Ich habe mich dann mal noch etwas in die Literatur und die der Behandlung zugrundeliegenden Modelle eingelesen. Das Ergebnis war wenig Zeit für die Power Point. Klassisch habe ich diese überhaupt erst vier Tage vor der Prüfung begonnen. Das Hauptproblem: In der Kürze liegt die Würze, aber die Info soll erhalten bleiben. Ziemliche Herausforderung aber gut: Ich orientierte mich nach dem Aufbau der Fallstudie und bei meinem ersten Vortrag zu Hause brauchte ich pro Fall etwa 30 Minuten – also nochmal überarbeitet. Bei der (geschätzten) 20. Version, schaffte ich es, ohne große Ausführungen, die Präsentation auf 15 Minuten zu reduzieren.
Und da war er – Tag X. Power Point erstellt, in die Literatur eingelesen, natürlich ständig im Kontakt mit anderen KanidatInnen. Um 10:00 die erste Nachricht: „Wir sind durch- alles total einfach“. Für die noch nicht Geprüften nur ein kleiner Trost. Aber schön. Im Prüfungsraum angekommen sollte ich dann überprüfen, ob die Präsentation funktioniert, also den USB anstecken. Netterweise wurde mir etwas zu trinken angeboten.
Die Prüfung ging los. Zuerst musste ich eine zweiminütige Beschreibung meiner Ausbildungsstelle geben. Ok. Welche Störungen waren gegeben, wie war der interdisziplinäre Austausch, hat mir die Arbeit gefallen? Ja.
Dann die Fälle. Die Atmosphäre war sehr gemütlich und nett. Ich stellte meinen ersten Fall vor und zwischendurch kamen immer wieder Anregungen und Fragen: Wieso wurde das Trauma früher, trotz Therapien, nicht behandelt? Denken Sie, das ist wirklich passiert? Wieso denken Sie, hat die Methode X nicht funktioniert? Im Endeffekt war alles in der Fallstudie, also keine überraschenden Fragen. Auch ohne meine Literaturrecherche wäre es wohl gut verlaufen.
Der zweite Fall. Diesmal kam die erste Frage früher. Passend zum Thema die meisten zu Diagnostik und Differentialdiagnostik der von Persönlichkeitsstörungen. Keine Überraschung. Auch hier sind Fragen gestellt worden, deren Antworten in der Fallstudie enthalten war. Dass ich von Sitzungen, die nicht in der Fallstudie enthalten waren, berichten konnte, um die Diagnose zu bekräftigen, hat sicher geholfen. Das Ganze hatte eher etwas von Fachgespräch zwischen KollegInnen als von unangenehmer Prüfungssituation. Die einzige wirkliche Fachfrage war: Hätten Sie aufgrund des Verhaltens in der Kindheit schon damals die Diagnose stelle können? Ab welchem Alter kann man eine Persönlichkeitsstörung als Diagnose vergeben. Nun ja, ist nun doch Basiswissen.
Die Prüfung war zu Ende, bevor ich in meinem Vortrag zum Thema Behandlung kam. Ich wurde noch gefragt (in beiden Fällen) ob ich mit dem Ergebnis zufrieden war und ob ich die Behandlung fortgesetzt hätte, wäre mein Dienstverhältnis nicht zu Ende gewesen.
Insgesamt hat die Prüfung 45 Minuten gedauert, danach folgten 5 Minuten Beratung und Ergebnisvermittlung. Die Präsentationen, konnte ich nicht vollständig vorstellen, aber kein Problem. Es war eigentlich schön. Prüfung bestanden und mit KollegInnen gefachsimpelt.
Hier noch ein paar Tipps für die Prüfung:
Haltet die PPP knapp und in Stichworten. Details könnt ihr bei der Präsentation anführen bzw. fragt die Kommission bei Bedarf nach
Wenn ihr die PPP nicht vollständig präsentieren könnt, ist das kein Problem, solange zwischendurch ein Fachgespräch geführt habt
Erkundigt euch über die Vorsitzenden der Kommission im Internet. Vielleicht kennt die/der eine oder andere KollegIn sie ja von ihrer Praxis ;-). Jedoch würde ich keinen Termin zum Kennenlernen organisieren.
Euch kommt beim Durchlesen eurer Fallstudie etwas unstimmig vor? Dies kann natürlich passieren, wenn so viel Zeit in die Fallstudien gesteckt wird, und sie schon so oft gelesen hat, dass sie irgendwann nicht mehr kritisch hinterfragt werden kann. Überlegt euch aber vorab, wie ihr hierbei argumentieren könnt, denn dies wird wahrscheinlich eine Prüfungsfrage
Intuitiv kennt ihr die Prüfungsfragen aber eigentlich schon. Ihr werdet schon beim Schreiben den einen oder anderen Punkt genauer ausgeführt haben, oder euch schon beim Schreiben lange überlegt, welche Informationen ihr erwähnt, damit die Fallstudie ein einheitliches Bild ergibt. Und genau diese Punkte sind es dann auch, bei denen sich die Kommission Gedanken macht.
Hört auf euer Bauchgefühl: Ihr habt mindestens fünf Jahre studiert, habt zwei Jahre Weiterbildung absolviert und eine Menge Praxisstunden gesammelt. Zweifelt nicht an euch! Ihr habt die Kompetenzen erlangt und seid gut ausgebildet – Selbstvertrauen.
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