Erfahrungsbericht: Meine praktisch-fachliche Ausbildung in Deutschland

Schon während der letzten Monate im Studium konnte ich die Schwierigkeiten, eine Ausbildungsstelle zu finden, beobachten und habe mir schrecklichsten Szenarien ausgemalt. Da es in Wien kaum Ausschreibungen gab, ich nur Absagen erhielt oder auf eine endlose Warteliste gesetzt wurde, beschloss ich, meine Suche auf die österreichischen Bundesländer und Deutschland, vorrangig Bayern, auszuweiten. Die Idee und Unterstützung dabei kam übrigens von meinem Freund. Er hat mich daran erinnert, dass ich eine gerechte Entlohnung für meine Leistungen verdiene...

 

Ein Monat vor Abschluss des Studiums war es soweit: Die Zusage von einer Klinik in Bayern. Ich konnte dort direkt nach dem Studium anfangen, zu arbeiten. Nach den vielen Absagen in Österreich habe ichsofort zugesagt. Vor allem auch deswegen, weil die Stelle gut bezahlt war.

 

Zu dem Zeitpunkt habe ich mir wenig Gedanken über die Voraussetzungen der Absolvierung der praktischen Ausbildung im Ausland gemacht. Die Klinik hatte bereits Erfahrungen mit meiner theoretischen Ausbildungseinrichtung gemacht.Mein gut gefülltes Rasterzeugnis habe ich zwar noch nicht offiziell eingereicht, aber die aktuelle Version erfüllt und enthält alle wesentlichen Punkte der praktischen Ausbildung.

 

Die finanzielle Situation im Ausland möchte ich noch gerne näher erläutern: Mit einem auf zehn Monate befristeten Vertrag habe ich, verglichen mit den österreichischen Ausbildungsangeboten,sehr gut verdient. Im Vergleich zu meinen deutschen Arbeitskolleginnen, die direkt nach dem Studium begonnen haben,habe ich jedoch deutlich weniger verdient. Unsere Ausbildungsnotlage kann dazu führen, dass wir uns unter unserem tatsächlichen Wert verkaufen! Wenn man hier zu Beginn gleich besser informiert ist und gut argumentiert, ist nämlich tatsächlich finanziell mehr möglich! Jetzt weiß ich: Gehalt zu verhandeln – auf jeden Fall probieren!

 

Punkto Supervision: Im Rahmen meiner Anstellung konnte ich alles absolvieren, da die anleitende Psychologin die notwendigen Voraussetzungen erfüllte. Durch die Nähe zu Österreich war es mir möglich, meine Selbsterfahrung bei einer Klinischen Psychologin und Psychotherapeutin in Oberösterreich zu absolvieren.

 

Zu Beachten:

-        Wohnortwechsel (Finanzämter, Wohnämter, usw.) - wobei auch das relativ gut geklappt hat

-        Mühsames Pendeln & Trennung von Familie und Freunden – Beziehung hat´s überlebt

-        Theoriekurs in Wien

-    In Deutschland kennt niemand diese Art der postgraduellen Ausbildung für PsychologInnen: Einige Kliniken sind unsicher und uninformiert – hier ist es von Vorteil, wenn man selber einen guten Überblick über die Voraussetzungen hat und sich um die Formalitäten kümmert

 

Falls jemand Fragen hat oder mehr Informationen haben möchte, könnt‘ ihr gerne über die PKP Kontakt zu mir aufnehmen.

 

Viel Erfolg bei der Suche nach einer passenden Stelle,

 

 

eure Lisi

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Kommentare: 2
  • #1

    Katharina (Donnerstag, 08 August 2019 13:19)

    Liebe Lisi,
    Vielen Dank für deinen Erfahrungsbericht! War mir eine große Hilfe!
    Ich befinde mich gerade in der selben Situation. Bin auf der Suche nach Praxisstellen und sehe, dass es wahnsinnig schwierig ist eine geeignete Stelle zu finden. Mich würde natürlich sehr interessieren was das genau für eine Klinik war und wie du das Arbeiten dort empfunden hast, wie du die Überschneidung Theorie und Praxis mit dieser Distanz gemanaged hast und ob du eventuell wertvolle Tipps für das Bewerbungsschreiben hast (Insbesondere im Ausland wo die klinische Ausbildung nach österreichischem Psychologengesetz nicht Usus ist).

    Ich freue mich über deine Rückmeldung! Liebe Grüße Katharina

  • #2

    Lisi (Dienstag, 27 August 2019)

    Liebe Katharina,
    genaueres zur Klinik möchte ich nicht veröffentlichen, wenn du Näheres wissen willst, kannst du dies direkt unter elisabeth.pkp@gmail.com erfragen. Grundsätzlich war das Arbeiten dort sehr spannend und interessant.
    Sehr anstrengend war für mich, die Theorie und Praxis gleichzeitig und möglichst schnell zu absolvieren. Ich habe 40 Stunden gearbeitet und mit Überstunden bzw. Urlaub dann den Kurs am Wochenende in Wien besucht. Teilweise war das mit Pendeln und dergleichen schon wirklich sehr erschöpfend. Wichtig ist da bestimmt, sich gut mit der Theorie-Ausbildungseinrichtung abzusprechen bzgl. Verschieben von Terminen etc. Außerdem ist es über die Stellen teilweise schon auch möglich, für die Ausbildungstage so Fortbildungstage zu beantragen und so frei zu bekommen, das ist dann aber natürlich je nach Einrichtung unterschiedlich.
    Für die Bewerbungsschreiben gibt es, glaube ich, nicht wirklich eine „richtige“ Art. Entweder du weist halt bereits im Schreiben auf deine Situation hin oder tust dies dann erst im Rahmen des Bewerbungsprozesses. Gut wird es sein, wenn man da auch irgendwie auf sein Bauchgefühl hört. Im Endeffekt ist es wichtig, dass du die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen der Ausbildung gut kennst. Dass die Klinik oder andere Einrichtung das alles wissen/kennen muss, ist ja nicht unbedingt notwendig. Bei mir war es so, dass die Klinik in Grenznähe zu Österreich gelegen ist und deshalb auch bereits einige Ausbildungskandidaten hatte.
    Wie gesagt, kannst du mich gerne direkt per Mail kontaktieren und auch gerne deine Telefonnummer hinterlassen, teilweise ist es einfacher, über die Dinge zu sprechen, als das Ganze zu verschriftlichen.
    Liebe Grüße
    Lisi